Der Turmfalke

Neben dem ner­vi­gen Erd­floh und gefrä­ßi­gen Wühl­mäu­sen gibt es vie­le span­nen­de Tie­re auf der Gärt­ne­rei des Kar­tof­fel­kom­bi­nat, die einen gro­ßen Nut­zen für uns haben und ein schö­nes Zei­chen für ein intak­tes Öko­sys­tem sind. In unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den wer­den wir Euch von die­sen Tie­ren erzählen.

Den Auf­takt macht unser Turm­fal­ken­pär­chen, das sich auf unse­rem Betrieb wohl sehr hei­misch fühlt. Das Männ­chen erkennt Ihr deut­lich an sei­nem grau­en Kopf, wohin­ge­gen das Weib­chen ein­heit­lich rot­braun gefärbt ist. Bei­de haben ein typisch schwarz gespren­kel­tes Gefie­der, sind etwa 36 cm lang und haben eine Flü­gel­spann­wei­te von 75 cm.
Turm­fal­ken blei­ben ein Leben lang zusam­men und wer­den um die 15 Jah­re alt. Die Bezeich­nung „Turm­fal­ke“ rührt von sei­ner Vor­lie­be, an Kirch- oder Fabrik­tür­men zu brü­ten und somit nah an den Sied­lungs­ge­bie­ten der Men­schen zu hau­sen. Er ist eben­falls unter dem Namen „Rüt­tel­fal­ke“ bekannt, da er häu­fig in sei­nem „ste­hen­den Flug“, dem sog. Rüt­tel­flug in 10 – 20 m über Wie­sen und Fel­dern auf der Suche nach Beu­te beob­ach­tet wer­den kann. Hat der Turm­fal­ke Beu­te gesich­tet, geht er im Sturz­flug nie­der – dabei ist er zwar schnell, aber immer noch wesent­lich lang­sa­mer als zum Bei­spiel sein Ver­wand­ter, der Wan­der­fal­ke – der schnells­te Vogel im Sturzflug.

Im Win­ter sind Fal­ken häu­fig auf Ansitz­stan­gen zu beob­ach­ten, denn die Jagd­me­tho­de des beque­men Aus­schau­hal­tens aus hoher Posi­ti­on ver­braucht weni­ger Ener­gie als der Rüt­tel­flug. Und Ener­gie benö­tigt der Turm­fal­ke vor allem für die Jagd. Ein Turm­fal­ken­paar ver­putzt zwei bis drei Mäu­se täg­lich und mit hung­ri­gen Jun­gen im Nest wer­den bis zu acht Mäu­se – meist Wühl­mäu­se – pro Tag erlegt. In schlech­ten „Mäu­se­jah­ren“, wäh­rend der kal­ten Jah­res­zeit oder als uner­fah­re­ner Jung­vo­gel fal­len dem Turm­fal­ken ger­ne auch klei­ne­re Sing­vö­gel, Eidech­sen, Käfer und sogar Regen­wür­mer zum Opfer.
Der Bestand an Turm­fal­ken war in den 1960er bis in die 1980er Jah­re mas­siv ein­ge­bro­chen – Schuld waren inten­siv bewirt­schaf­te­te und aus­ge­räum­te Kul­tur­land­schaf­ten und der Ein­satz von Pes­ti­zi­den, die sich beson­ders auf die Tie­re am Ende der Nah­rungs­ket­te nega­tiv aus­wirk­ten. In Deutsch­land leben heu­te ca. 50.000 der ins­ge­samt 90.000 Brut­paa­re Mit­tel­eu­ro­pas. Deutsch­land hat also eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung für den Erhalt des Turm­fal­ken, wes­halb wir uns sehr über unser Pär­chen in Spiel­berg freu­en.
Für die kom­men­de Brut­sai­son steht den frisch Ver­lieb­ten an unse­rem nörd­li­chen Kamin ein Nist­kas­ten zur Ver­fü­gung. Mal schau­en, ob sie die­sen anneh­men. Dem Turm sieht man durch die vie­len Hin­ter­las­sen­schaf­ten in Form von wei­ßen Kleck­sen jeden­falls an, dass er ger­ne als Rast­platz und für die Ansitz­jagd genutzt wird 😉 Am Fuße des Turms fin­det sich immer wie­der mal Gewöl­le – so nennt man die Spei­bal­len von Greif­vö­geln, in denen sie unver­dau­tes Fell und Kno­chen hervorwürgen.

Ob es eine Brut gibt, dürf­te Mit­te April klar wer­den, wenn nach 30 Tagen drei bis sechs Jun­ge schlüp­fen. Wir sind gespannt und wer­den berich­ten. Jun­ge Turm­fal­ken sind sehr ver­spielt und neu­gie­rig. Sie toben her­um wie klei­ne Kin­der, üben den Sturz­flug mit am Boden lie­gen­den Stei­nen und ruhen sich gemein­sam kuschelnd am Brut­platz aus, wo sie lei­den­schaft­lich mit­ein­an­der schnäbeln.