Ulrike Kolks Bericht von unserem Wochenendworkshop mit dem Brucker Forum e. V. Mitte Juni
Am gefühlt ersten Sommerwochenende von 12.- – 13.6.2021 war das Seminar zur Planung und Durchführung von Naturschutzmaßnahmen – eine Veranstaltung vom Kartoffelkombinat – der Verein e. V. in Kooperation mit dem Brucker Forum e. V. – eine wundervolle Einladung, sich 2 Tage auf der Gärtnerei der Kartoffelkombinat-Genossenschaft aufzuhalten. Alle 10 Teilnehmer:innen hatten die Gelegenheit, in sich hineinzufühlen, die Natur zu spüren und ganz viel neues Wissen mitzunehmen. Unter der Anleitung von Wildnispädagoge und Umweltreferent Gregor Baumert, der gemeinsam mit der Biologin Dr. Stephanie Hirn das Seminar anleitete, wurde es zu einer wundervollen Mischung aus Selbsterfahrung, Gruppendynamik und Informationsaufnahme.
Alle Teilnehmenden durften zwischendurch selbst kleine Sequenzen zur Auflockerung anleiten und dadurch Erfahrungen in Gruppenleitung sammeln. Jeden Tag wurden wir allein auf den „Sitzplatz“ geschickt und hatten viel Zeit, dieses eine Plätzchen auf uns wirken zu lassen, Tiere und Pflanzen zu beobachten und auch die Veränderungen von einem Tag zum anderen wahrzunehmen.
Gregor hat uns die 5 Schritte zu erfolgreichen Naturschutzmaßnahmen vorgestellt und anhand praktischer Beispiele auf der Gärtnerei mit Leben gefüllt.
Unter anderem hatten wir eine Führung über die Gärtnerei mit dem Schwerpunkt „Apfelgarten“ – allein hier haben wir bereits viele Zusammenhänge zwischen dem Gedeihen unserer Äpfel und der dort ansässigen Pflanzen- und Tierwelt kennenlernen dürfen.
In Kleingruppen haben wir uns an eine erste Analyse dreier Bereiche gemacht:
Wir konnten dabei feststellen, wie viel Leben und Pflanzen es auf der Ruderalfläche gibt, die auf den ersten Blick wie eine mit Agrotex bespannte Ödnis wirkt.
Die Hecken im Norden und im Süden haben wir ebenfalls genauer unter die Lupe genommen und konnten die dortige Vielfalt an Bäumen und Pflanzen entdecken, aber auch deren unterschiedlichen Bewuchs vergleichen.
Das Highlight des Workshops war der Bau von Nisthilfen für Nischenbrüter wie Rotschwänze und Nestern für Schwalben und das Zimmern von Ansitzstangen für die Raubvögel.
Insgesamt war der Workshop sehr gelungen und nebenbei eine persönliche Bereicherung für die Teilnehmer:innen, die am Ende zu einer produktiv zusammenarbeitenden Gruppe zusammengewachsen sind.
Halloween, orangeleuchtende Kürbiszeit eigentlich. Unsere Hellabrunner Butternuts aber, die erfordern, wie Ihr im Bild rechts seht, eine sehr spezielle Schnitz-Pick-Kunst, die nur die frei umherfliegenden & ‑spazierenden Tierpark-Pfauen beherrschen. Sie gehören, seit unser Bauerngarten seine Pforte im „Mühlendorf“ der Zoo-Geozone Europa des Tierparks am 27. Juli 2018 zum ersten Mal öffnete, (nicht ganz zur ungeteilten Freude des Kartoffelkombinat‑e.V.-Gartenteams) mit zu den treuesten Gartenbesuchern. Lieblingskost: Mangold, Kürbis, Kohl und Brokkoliherzen.
Überhaupt, das Jahr 2020 hat(te) es in sich …
Dabei begann es, wie ein Gartenjahr beginnen sollte: Teammitglied Ulrich Martin erarbeitete einen Leitfaden für alle Artenschutzbotschafter*innen, im Februar stand die von Maria ins Bild gesetzte Planung für die Beetbepflanzung und das Team legte los: Nach den Erfahrungen aus der Saison 2019 realisierte die Garten-Crew zahlreiche gartentechnische Verbesserungen: Die Tomaten erhielten endlich ihren gewünschten Unterstand, das Gewächshaus seinen kühlenden Schutzanstrich. Als Abwehrmaßnahmen gegen ungewollte Mitgartengenießer wurden scharfe Schneckenzäune installiert und Pflanztunnel angeschafft (auch um die Pfauen daran zu hindern, in der Gründüngung ihre Privatlounge anzulegen …). Dazu kam musikalische Experimentierfreude: Wind, der über Flaschenöffnungen streift – dieses Tonkonzert lässt dem Vernehmen nach noch die hartnäckigste Wühlmäus die Flucht ergreifen. Und so wurden so manche geleerte Flasche im Garten verbuddelt und regelmäßig von Regenwasser entleert.
Auch an tierischen Mithelfern fehlte es nicht: Die freilaufenden Augsburger Hühner des Tierparks pickten fleißig Schneckeneier und ‑larven aus den Beeten (mussten etwas später allerdings selbst daran gehindert werden, unser sorgsam ausgebrachtes Saatgut aufzufuttern …). Selbstlos dagegen die benachbarten Murnau-Werdenfelser, mit deren Mist wir unseren Kompost anreichern (O‑Ton Gartenteam: „Eine etwas stinkende, aber auch lustige Arbeit!“): Bokashi-unterstützt ergab der 2019er Kompost 2020 eine sehr feine, hochwertige Erde. Humusaufbau statt Bodendegradation!
Alles war zum Saisonstart bereit, die Gartenpforte für Zoobesucher*innen (2 Millionen jährlich) stand sozusagen schon offen – da kam Corona. Lockdown, Tierpark geschlossen. Und geschlossen blieb die Gartenpforte vorsichtshalber die gesamte Saison. Dafür gab es inspirierte Gespräche über den Gartenzaun hinweg, auf diese Weise immer mit der gebührenden Löwinnenlänge Abstand.
Trotz dieser Einschränkungen waren die Reaktionen der Besuchenden auf unser Bauerngartenprojekt wieder durchweg positiv. Die interessierten Zaungäste ließen sich das dieses Jahr weiter an Mikroklima und Standortbedingungen angepasste Konzept des Gartens erklären, die Prinzipien von Fruchtwechsel/Fruchtfolge, Schwach‑, Mittel‑, Starkzehrer-Kombinationen und warum diese nach den Erfahrungen von 2018/2019 nicht lupenrein durchgeführt wird, die Vorteile von Gründüngung.
Ansteckend die große Lernlust vom Kita- und Kindergarten- bis zum Schulkind. Viele bestaunten, wie ein Kohlrabi live aussieht und wächst, bestaunten die für Bienen und Hummel anbaute Katzenminze und Pfefferminze außerhalb von Teebeuteln! Der große Unbekannte bei den Erwachsenen: Mangold. Gemüse-Highlight auch dieses Jahr: die Tomaten. Und als Mitnehmsel sehr begehrt: die Samen von Blühpflanzen wie Mexikanischer Sonnenblume, Bechermalve und Stockrose.
Viele verbinden den Bauerngarten mit einer Erfahrung des Vergangenen: „Schau mal, wie bei Oma früher“. Ein guter Anknüpfungspunkt zu Aktualität und Brisanz der in unserem Garten verhandelten Thema: Schutz unserer Lebensgrundlagen, Bewahrung der Artenvielfalt (warum wimmelt es hier denn überall von Insekten?), alter Kulturpflanzen, samenfeste Sorten, Vorteile des ökologischen Anbaus (das geht ohne Pestizide und Kunstdünger?), enkeltaugliche Ernährung (regional, saisonal, fleischarm), Vermeidung von Abfall und Lebensmittelverschwendung (Kapuzinerkresseblüten und Kohlrabiblätter sind essbar?), Komplexität der biologischen Systeme, Respekt vor dem Wirken der Naturkräfte (abnehmende Wuchsstärke im Karotten-Spinat-Beet an der Nordseite entsprechend dem Lichteinfall trotz aller menschlicher Ausgleichsaktivität), Antworten auf die Klimakrise, Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft.
Alles mit allen Sinnen erfahrbar und anschaulich gemacht am „lebenden“ Objekt Bauerngarten:
Und so beschließe ich das Saisonende mit dem Fazit von 3 Bauerngarten-Zaungästen am regnerischen 17. Oktober 2020: „Schönes Projekt!“
Und einem ganz herzlichen Dankeschön an unser unermüdlich engagiertes Gartenteam: Caroline, Dominik, Herlinde, Inès, Maria und Ulrich Martin – und an Christine, ohne deren sommerlichen Gießeinsatz sich unsere Gartenoase in eine Wüstenlandschaft verwandelt hätte!
Inga
PS: Dass der Waldmeister den Schatten liebt und getrocknet so schön duftet – das weiß ich nun dank Herlinde! Und seither steht hier ein Schälchen mit seinen Blättern bereit, für eine Nase voll Wohlgeruch beim Vorübergehen …
Hinter diesem Ausspruch verbirgt sich kein Zauberspruch, sondern der Name eines ziemlich außergewöhnlichen Mitbewohners der Gärtnerei des Kartoffelkombinats in Spielberg: der Tigerschnegel. Eigentlich wollten wir Euch als Nächstes die Erdkröte vorstellen – doch bei der Salaternte ist uns der Tigerschnegel immer wieder zwischen die Finger gekommen – deshalb aus aktuellem Anlass nun mehr dazu.
Wir präsentieren: Die schönsten Schnegelbilder weit und breit. Vielen Dank für eure Einsendungen.
Aus der Gärtnerei
Der Tigerschnegel sieht aus wie eine sehr große Nacktschnecke im Raubkatzen-Look. Doch anders als der Name vermuten lässt, ist er ganz zahm und zählt zu den Nützlingen auf unserem Acker. Denn Tigerschnegel essen mit Vorliebe totes Pflanzenmaterial, Moos, Flechten und Pilze. Für einen extra Proteinkick in seiner Ernährung – und Freudensprünge beim Gärtnereiteam – sorgt er durch seinen Konsum von Schneckeneiern. Somit dezimiert er kontinuierlich die gefräßigen Wegeschnecken, die sich sonst über unsere Salat- und Kohlköpfe hermachen. Ein bisschen Raubtier steckt auch in einem Tiegerschnegel, – so stehen nicht nur Schneckeneier, sondern auch ausgewachsene Schnecken auf seinem Speiseplan. Im Internet findet man einige Videos von spektakulären Verfolgungsjagden bei Nacht. Naja, so spektakulär wie Schneckenjagden eben sein können.
Allerdings berichten Hobbygärtner*innen resigniert, dass er Schnecken meistens nur anknabbert und dann wieder ziehen lässt. Wenn also angebissene Nacktschnecken im Garten zu sichten sind, hat sich vermutlich ein Tigerschnegel angesiedelt. Ihn selbst sieht man nur selten, da er strikt nachtaktiv ist. Auf seiner meist grauen Haut befinden sich schwarze Flecken und Streifen. Dieses Muster hat ihm auch seinen Namen eingebracht. Das lateinisches „Maximus“ lässt es schon vermuten: Der Tigerschnegel kann eine Länge von bis zu 20 cm erreichen und gehört damit zu den Größten seiner Gattung. Leider wissen viele Gärtner*innen nichts von seinen nützlichen Ernährungsgewohnheiten und bekämpfen ihn genau wie seine langsamen Verwandten. Auch Schneckenkorn unterscheidet nicht zwischen Schnegel und Schnecke, ein weiterer Grund also, um sparsam mit derartigen Mitteln umzugehen.
Meistens kommt der Tigerschnegel von ganz alleine in den Garten – vorausgesetzt Kost und Logies ist gestellt und genügend Unterschlupfmöglichkeiten geboten. Er bevorzugt dunkle und feuchte Orte, gerne richtet er sich sein Zuhause in Stein- oder Totholzhaufen ein. Bei uns ist er in den Gewächshäusern gesichtet worden. Des Weiteren soll es helfen, abends geschnittene Champignons auszulegen, um den Tigerschnegel anzulocken. Sobald er einmal eingezogen ist, bleibt er zumeist zur Dauermiete und vermehrt sich fleißig. Wie bei fast allen Schnecken sind alle Tiere Zwitter, d.h. sie besitzen sowohl männliche als auch weibliche Fortpflanzungsorgane. Zur Paarung umschlingen sich zwei Schnegel ganz eng und lassen sich an einem Schleimfaden von einem Ast herunterfallen – ganz schön abenteuerlich. Dann legen beide Tiere 100 bis 300 Eier, aus denen dann nach ein paar Wochen die kleinen weißen Babyschnegel schlüpfen.
Wer Tigerschnegel im eigenen Garten ansiedeln möchte, um die Nützlingsarbeit zu fördern, kann einfach mal in der eigenen Nachbarschaft fragen, ob jemand ein paar Exemplare zum weitergeben hat…
An alle Kids und Kreativen – macht mit bei der Tigerschnegel-Malaktion: „Wie sieht Dein Tigerschnegel aus?“ Wir freuen uns über kreative, bunte, witzige Kunstwerke von Euch. Schickt Eure Bilder bis zum 24. Mai per E‑Mail direkt an lias@kartoffelkombinat-ev.de – jeder kann mitmachen (keine Altersgrenze). Eure Kreationen werden wir im Nachgang in einer Online-Galerie auf unserer Website präsentieren.