Termin: Dienstag, 11. Februar 2025, 19:00 bis 20:30 Uhr Referentin: Sylvia Hladky, ehem. Leiterin des Verkehrsmuseums, Projektleiterin bei MIN, Mitglied im Klimarat der Stadt München Ort: Kartoffelkombinat / anstiftung, Daiserstr. 15 im Rückgebäude
Superblock Westend – weniger Verkehr, mehr Bäume, mehr Platz!
Angelehnt an die weitgehend verkehrsberuhigten “Superblocks” in Barcelona, hat im Sommer 2024 der Münchener Stadtrat das Pilotprojekt zur Umwandlung eines Teiles des Westends in ein Nachbarschaftsviertel beschlossen.
Bereits 2020 hat die Manufaktur “Mobilität” der Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN) genau diese Umwandlung initiiert. Drei unterschiedliche Umwandlungsarten wurden getestet und die Auswirkungen auf das Westend und für seine Anwohner*innen untersucht.
An den Projekten war und ist Sylvia Hladky federführend beteiligt. Sie wird über die verschiedenen Lernschritte der vergangenen Sommerexperimente berichten und welche Erfahrungen – auch in der Zusammenarbeit mit der Stadt – dabei gemacht wurden. Ein Blick in die Zukunft wird auch nicht fehlen.
Denn: Die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere die steigenden Sommertemperaturen machen deutlich, dass es Veränderungen im städtischen Raum geben muss. Zumindest wenn das Ziel “Gutes Leben im Quartier” lautet.
Spoiler: Die größte Akzeptanz unter den Bewohner*innen des Westends fand die Umwandlung von Asphaltflächen in Baumstandorte.
Wir freuen uns darauf, nach dem Vortrag mit euch und Sylvia Hladky in eine intensive Diskussion zum Thema einzusteigen.
Die Veranstaltungen der Kartoffelakademie sind kostenfrei und offen für alle Interessierten.
Der Bauerngarten im Tierpark Hellabrunn wird seit 2017 vom Kartoffelkombinat-Verein “bespielt”. Die Frage, ob ein Tierpark ein geeigneter Partner für das Kartoffelkombinat ist, wurde damals intensiv diskutiert. Mehr dazu könnt ihr in einem Blog-Beitrag von damals nachlesen. Heute sind alle froh, dass der Verein auf so bunte Weise dazu beiträgt, die Frage “Was hat die Ernährung in München mit dem Erhalt der Biodiversität in aller Welt zu tun?” zu beantworten.Maria aus dem Bauerngarten-Team nimmt uns deshalb auf einen Ausflug in den Bauergarten 2024 mit:
Das Gartenjahr 2024 war ein schwieriges Jahr. Zuerst war es zu warm, dann zu kalt und es regnete viel. Immerhin hatten wir in diesem Jahr kaum längere Trockenperioden, so dass wir nicht so häufig gießen mussten. Auch die Ernte war eher durchwachsen, aber das steht ja bei unserem Bauerngarten ohnehin nicht im Vordergrund.
Im März war es wunderbar warm und es juckte uns in den Fingern, Blumensamen und Jungpflanzen auszubringen. Dann im April der Schock: Es wurde kalt, so kalt, dass das Wachstum nahezu zum Erliegen kam. Und nicht alles, was wir bereits gesät oder gesetzt hatten, überlebte. Aber natürlich gaben wir nicht auf und pflanzten unermüdlich weiter.
Auch in diesem Jahr gab es viele Tiere, die unsere Pflanzen „zum Fressen gern“ hatten: Waren es in den letzten Jahren vor allem Nacktschnecken, die über Nacht alles, was den Kopf aus der Erde streckte, restlos vertilgten, so hatten wir dieses Jahr vermehrt mit anderen „Gemüse- und Salat-Liebhabern“ zu tun. Sie hatten es vor allem auf Rote Bete und Kohlrabi abgesehen.
Mit detektivischem Spürsinn fanden wir heraus, dass es Nager sein mussten, denn man konnte deutliche Knabberspuren an den Jungpflanzen erkennen. Kaninchen? Mäuse mit großen Zähnen oder noch größere Nagetiere? War letztlich egal – die Rote Bete ware komplett verschwunden, die Kohlrabi so stark dezimiert, dass nichts mehr zu retten war.
Nur unsere Salatköpfe waren unangetastet! Dies war sicher auch dem Umstand geschuldet, dass wir in diesem Jahr das erste Mal kräftige Jungpflanzen offiziell aus dem Botanischen Garten erhalten hatten. Nicht einmal die Nacktschnecken trauten sich an diese Prachtexemplare heran!
Und auch die Kartoffelkombinat-Genossenschaft stellte uns wieder kräftige, gesunde Jungpflanzen (Gurken, Tomaten, diverse Kohlpflanzen etc.) zur Verfügung. Zu unserer aller Überraschung gab es bei den Gurkenpflanzen einen Trittbrettfahrer: Der Seitentrieb einer Gurke wurde erst Wochen später, nachdem er schon viele große Blätter entwickelt hatte und an der Rankhilfe hochgeklettert war, als Kürbis entlarvt. In trauter Eintracht wuchsen also Gurke und Kürbis gemeinsam heran und lieferten beide gut schmeckende Früchte.
Das feuchtkalte Wetter begünstigte bei einigen Pflanzen Mehltau und andere Pilzkrankheiten, die die Ernteerträge verringerten. Bei solchen Gelegenheiten müssen wir immer an unsere GärtnerInnen vom KK denken, die jedes Jahr mit diesen Gefahren zu kämpfen haben und im Gegensatz zu uns eine Verpflichtung gegenüber der Genossenschaft haben, Gemüse zu liefern. Je mehr man sich mit dem Anbau von Gemüse beschäftigt, desto höher wird der Respekt vor der Arbeit und Leistung unserer GärtnerInnen.
Einmal im Monat versuchen wir, uns im gesamten Team zu treffen und anstehende Fragen zu besprechen – in den Wintermonaten meist per Telco, dann ab Saisonbeginn persönlich im Bauerngarten. Das ist immer ein schönes Miteinander: man tauscht sich aus und lernt voneinander.
Seit Corona arbeiten wir aber oft auch alleine oder zu zweit im Bauerngarten. Aber alleine fühlen wir uns deshalb noch lange nicht. Sehr viele Tierparkbesucher, die am Bauerngarten vorbeispazieren, sprechen uns an. An erster Stelle steht eigentlich immer Begeisterung und dann großes Lob: „Was für ein schöner Bauerngarten!“, „Genau so einen Garten hatte auch meine Oma/mein Opa.“ Und die häufigsten Fragen von Kindern lauten: „Was machst du da?“, „Warum machst du das?“.
Die Besucher sind sehr interessiert und erkundigen sich oft nach den Namen der ihnen unbekannten Pflanzen. Kein Wunder, denn in diesem Jahr waren es rund 130 verschiedene Arten, die bei uns wuchsen. Darunter natürlich Gurken, Tomaten oder Möhren, die in keinem Bauerngarten fehlen dürfen. Aber auch weniger bekannte Pflanzen wie Malabarspinat, Guter Heinrich, Amaranth, Knollenkümmel, Wilde Karde, Liebstöckel, Muskatellersalbei, um nur einige zu nennen.
Es gibt immer wieder Besucher, die medizinischen Rat haben wollen („Welche Pflanze hilft gegen Warzen?“), den wir aber natürlich nicht geben können. Für uns sind all diese Gespräche eine wichtige Bestätigung für die Auswahl der Pflanzen. Typische Bauerngarten-Pflanzen oder Gemüsearten, die in Vergessenheit geraten sind, bekommen gerne einen Platz bei uns.
Nach einer recht arbeitsintensiven Periode von April bis Ende Juni konnten wir uns etwas zurücklehnen und durften vor allem den Pflanzen beim Wachsen zusehen. Nur das regelmäßige Unkrautjäten und das Gießen an heißen Tagen stand in unserem Arbeitskalender.
Ab August hieß es dann wieder: Kräuter zurückschneiden, befallenes Gemüse entfernen, Unkraut jäten und ein letztes Mal säen oder junge Spinatpflanzen setzen.
Die Sommerblumen, die wir im ganzen Bauerngarten verteilt angepflanzt oder ausgesät hatten, standen nun in voller Blüte und gaben dem Garten einen bunt-fröhlichen Anblick. Ein „Hingucker“ – unser Bauerngarten!
Auch wenn die Ernte in diesem Jahr insgesamt eher bescheiden ausfiel, so konnten wir bei den Jostabeeren eine Rekordernte verzeichnen und auch Salate, Bohnen und Kürbisse wurden reichlich geerntet.
Seit drei Jahren pflegen wir auch ein kleines Gartenstück, das neben dem Bauerngarten liegt. Früher gab es dort nur Büsche, jetzt ist es ein Staudengarten mit vielen, bunt blühenden Stauden wie Fetthenne, Montbretien, Goldfelberich oder Strohblumen.
Seitdem haben wir auch direkten Kontakt mit unseren tierischen Nachbarn, den Murnau-Werdenfelser Kühen. Zu unserer Überraschung sind sie sehr neugierig und sobald einer von uns im Staudengarten arbeitet, kommen sie ganz nah an den Zaun und schauen uns beim Arbeiten zu. Und wehe, eine Staude wächst zu nah an den Zaun heran: Sofort verschwinden Stängel, Blätter oder Blüten im Maul des Tieres. Zum Glück haben wir die Bepflanzung vorab mit dem Tierpark abgestimmt, sodass wir sicher sein können, dass alles, was hier wächst, ungiftig ist und die Kühe keine Magenbeschwerden bekommen. Aber sie haben sich den Mundraub redlich verdient, denn immerhin bekommen wir von ihnen den kostenbaren Mist für unseren Kompost!
Am Anfang der Saison gab es nach längerer Zeit wieder Veränderungen im Team: Martina und Caroline mussten sich leider aus beruflichen Gründen verabschieden. Zum Glück blieb aber ein starkes Kernteam erhalten: Dominik, Herlinde, Inés, Joanna, Maria und Christine – alle seit Jahren mit großem Engagement dabei – übernahmen auch deren Arbeiten. Und es ist Verstärkung in Sicht: Doris wird sich in den nächsten Monaten mit Unterstützung von Herlinde einarbeiten.
Eine letztes gemeinsames Arbeitsmeeting fand Anfang November statt. Nochmals aufräumen, Laub und kranke Pflanzen beseitigen usw. Und noch einmal gab es einen „Personalwechsel“: Dominik, der mit großem Arbeitseinsatz den Bauerngarten im Jahr 2017 erschaffen hat, hat sich von seinem Projektleiterposten zurückgezogen und die Verantwortung an Herlinde übergeben. Sie hat Dominik bereits bisher immer wieder vertreten, wenn er in Zeitnot war. Dominik wird aber weiterhin als Fachmann für Gründüngung, Kompost und schwere handwerkliche Arbeiten zur Verfügung stehen. An dieser Stelle bedankt sich das Team nochmals ganz herzlich für seinen Einsatz als Projektleiter und freut sich, dass er trotz seiner beruflichen und familiären Belastungen weiterhin dabei ist. Und mit Herlinde hat das Team nun eine ebenfalls sehr erfahrene und engagierte Projektleiterin bekommen.
Der Winter naht und im Bauerngarten herrscht Ruhe. Das heißt aber nicht, dass das Team untätig ist. Manche Pflanzen werden bei den Teammitgliedern zu Hause überwintert oder im zeitigen Frühjahr vorgezogen. Und ab Februar wird die neue Saison geplant, die Beetpläne und das Pflanzenverzeichnis werden auf den aktuellen Stand gebracht und benötigte Samen oder Jungpflanzen bestellt.
So können wir uns schon im Winter auf die neue Saison freuen!
Das Ende der Erschöpfung: Wie wir eine Welt ohne Wachstum schaffen
Was brauchen wir für eine gerechtere und lebenswerte Zukunft? Oder: Was brauchen wir nicht?
Katharina Mau stellt aktuelle Lösungsansätze und Ideen zu Degrowth vor, die wirtschaftliche, ökologische und soziale Ressourcen berücksichtigen und gleichzeitig versuchen, aus der “Höher, schneller, weiter”-Logik auszusteigen.
Degrowth soll dabei weniger als Verzicht verstanden werden, sondern als eine neue Denk- und Wirtschaftsweise, in der das Wohlergehen von Mensch und Natur sowie soziale Gerechtigkeit im Vordergrund stehen.
Wir wollen mit Katharina Mau auch darüber sprechen, wie wir das Wirtschaftssystem so gestalten können, dass wir selbst weniger erschöpft sind und uns weiter für Veränderungen einsetzen können.