Basierend auf dem Kartoffelkombinat-Naturschutzkonzept, das Ende 2019 in unserer Kartoffelakademie präsentiert wurde, haben wir die Ärmel hochgekrempelt und ein großes Auftakttreffen für unsere Naturschutz AG geplant. Doch dann kam alles anders …
… aber auch die Coronakrise wird irgendwann vorbei sein und dann werden wir unsere Naturschutzbestrebungen auf unserem Hof gemeinsam wieder aufnehmen können, um die Artenvielfalt und Schutzräume für unsere „Untermieter*innen“ zu bewahren. Denn was da so kreucht und fleucht, fliegt und kriecht, buddelt und singt in unserem gemeinsamen Betrieb, ist ganz erstaunlich. Hier kommt die nächste Vorstellung von zwitschernden Zeitgenoss*innen – den Hausrotschwänzen aus Spielberg:
Früher lebte der Hausrotschwanz im Gebirge, jedoch schon vor Jahrhunderten folgte er dem Menschen in die Siedlungen und lebt heute oftmals mitten unter uns. Mit 14 cm ist er in etwa so groß wie ein Sperling oder Rotkehlchen. Das Männchen ist rußschwarz bis schiefergrau, wohingegen das Weibchen freundlichere Beige- und Brauntöne „trägt“. Der rostrote Schwanz ist bei beiden das deutlichste Erkennungszeichen.
Wie die meisten Vögel brüten auch Hausrotschwänze zweimal im Sommer für ca. 14 Tage. Dabei legen sie fünf bis sechs Eier und ziehen Ihre Jungen ca. 17 Tage im Nest auf. Ihr Nest bauen die kleinen Sänger*innen in Nischen oder Halbhöhlen aus Halmen, Wurzeln, Moos und stellen die Innenverkleidung aus Haaren und weichen Federn her. In der Gärtnerei gibt dafür viele gut geeignete Verstecke, so zum Beispiel auf den Balkenvorsprüngen am Hauptgebäude oder auf der Schiene vom hinteren Rolltor der Packhalle. Das wird derzeit kaum genutzt, und schwupps hat sich ganz aktuell dort bereits ein Pärchen zur Brut niedergelassen.
Beim Nestbau sind Hausrotschwänze sehr pragmatisch und flexibel. In der Literatur gibt es zahlreiche Berichte über außergewöhnlichste Brutstellen, wie z.B. Radkästen von Baustellenfahrzeugen oder auf laufenden Generatoren. Sie sind also wahre Kulturfolger, denen Lärm, Störungen und Gestank des Menschen wohl, zumindest bei der Aufzucht der Kinder, nichts ausmachen.
Fliegen, Schmetterlinge, Spinnen, Raupen, Würmer und gelegentlich Beeren stehen auf dem Speiseplan der Hausrotschwänze und in unserer Gärtnerei sind sie häufig in den Gewächshäusern anzutreffen – dort helfen sie ordentlich mit und befreien unsere Tomaten und Auberginen im Sommer von gefräßigen Raupen und schädlichen Wanzen.
Wohl fühlen sich die Vögelchen dort sicherlich auch dadurch, dass wir als Naturlandbetrieb keine Insektizide und Pestizide einsetzen und so deren Nahrungsquellen erhalten bleiben. Weitere Naturschutzmaßnahmen sind in Planung, wie z.B. der Bau von Nisthilfen.
In der Gärtnerei hält uns der Hausrotschwanz jedenfalls bei Laune durch sein frühmorgendliches Gezwitscher und die Nützlingsarbeit, die so manche Aubergine vor dem gemeinen Wanzenangriff rettet.
Sein Bestand hat übrigens gegen Ende des 20. Jahrhunderts deutlich zugenommen und gilt inzwischen als ungefährdet und stabil. Doch Feinde hat er allerhand: wie z.B. Sperber, Katzen, Falken und nicht zuletzt den Menschen bzw. die anhaltenden Veränderungen durch den Klimawandel und die Abnahme der Insektenvielfalt.