Am 12.4.2024 fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Kartoffelkoffelkombinat – der Verein e.V. statt.
Zu den wichtigsten Aufgaben der versammelten Vereinsmitglieder gehörte neben der jährlichen Entgegennahme des Tätigkeitsberichts und der Entlastung des Vorstands und der Kassenprüfer*innen auch die turnusgemäß die Wahl eines neuen Vereinsvorstands.
Einstimmig für die Wahlperiode der nächsten drei Jahre gewählt wurden Jana Hohberger, Daniel Überall und Florian Schönbeck.
“Wir wollen vor allem die Bildungsebene wieder stärker anschieben. Es soll neben der Fortführung des Bauerngartens in Hellabrunn wieder die Vortragsreihe Kartoffelakademie, Filmvorführungen, die Kooperation mit der Montessori-Schule, Workshops und mit etwas Glück auch wieder ein Sommercamp für Kinder in den Sommerferien geben.
Unser Ziel ist auch, wieder mehr Menschen für ein Engagement für Kartoffelkombinats-Themen und für Mitarbeit in Projekten zu aktivieren. Als Funktionsträger*innen in der Kartoffelkombinat – Genossenschaft wollen wir gerade diejenigen (Genossenschafts- und Vereins-)Mitglieder besonders ansprechen, die sich vom Kartoffelkombinat noch mehr wünschen als eine Versorgung mit tollen regionalen, saisonalen Lebensmitteln.”
Um-Welt – das ist nicht „irgendwo da draußen“. Mensch ist Teil der Biosphäre. Was sie bedroht, bedroht uns. Und all unsere Mitlebewesen, die genauso ein Recht haben, da zu sein. Aktuell, unter vielem anderem:
Mehr Mikroplastik in deutschen Böden als im fernen Meer – Studie „Kunststoffe in der Umwelt: Emissionen in landwirtschaftlich genutzte Böden” von Fraunhofer UMSICHT und Ökopol im Auftrag des NABU, Pressemeldung hier.
Frachter mit toxischer Ladung sinkt vor Sri Lanka und vergiftet die Meeresumwelt um sich. „Die Katastrophe bleibt sichtbar“ (Tagesschau 17.6.21).
Fischmehlproduktion u.a. fürs Futter für hierzulande Verspeistes wie Zuchtfische, Schweine, Hühner, Kälber und Lämmer bedroht Lebensgrundlagen, Meeresökologie und demokratisches Miteinander in Gambia – Ein Geschäft, das zum Himmel stinkt (FAZ 18.6.21)
Korsische Ölpest, weil da wohl mal eben jemand seinen Tank „reinigen“ musste. „Baden in der Gegend wurde verboten“, SPIEGEL 14.6.2021.
Um Eckart von Hirschhausens Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben zu zitieren: „Wer kackt regelmäßig in sein Wohnzimmer?“
… und wir ganz vorn laufen lassen sollten. Augen auf. Ursachen anschauen. Handeln.
Halloween, orangeleuchtende Kürbiszeit eigentlich. Unsere Hellabrunner Butternuts aber, die erfordern, wie Ihr im Bild rechts seht, eine sehr spezielle Schnitz-Pick-Kunst, die nur die frei umherfliegenden & ‑spazierenden Tierpark-Pfauen beherrschen. Sie gehören, seit unser Bauerngarten seine Pforte im „Mühlendorf“ der Zoo-Geozone Europa des Tierparks am 27. Juli 2018 zum ersten Mal öffnete, (nicht ganz zur ungeteilten Freude des Kartoffelkombinat‑e.V.-Gartenteams) mit zu den treuesten Gartenbesuchern. Lieblingskost: Mangold, Kürbis, Kohl und Brokkoliherzen.
Überhaupt, das Jahr 2020 hat(te) es in sich …
Dabei begann es, wie ein Gartenjahr beginnen sollte: Teammitglied Ulrich Martin erarbeitete einen Leitfaden für alle Artenschutzbotschafter*innen, im Februar stand die von Maria ins Bild gesetzte Planung für die Beetbepflanzung und das Team legte los: Nach den Erfahrungen aus der Saison 2019 realisierte die Garten-Crew zahlreiche gartentechnische Verbesserungen: Die Tomaten erhielten endlich ihren gewünschten Unterstand, das Gewächshaus seinen kühlenden Schutzanstrich. Als Abwehrmaßnahmen gegen ungewollte Mitgartengenießer wurden scharfe Schneckenzäune installiert und Pflanztunnel angeschafft (auch um die Pfauen daran zu hindern, in der Gründüngung ihre Privatlounge anzulegen …). Dazu kam musikalische Experimentierfreude: Wind, der über Flaschenöffnungen streift – dieses Tonkonzert lässt dem Vernehmen nach noch die hartnäckigste Wühlmäus die Flucht ergreifen. Und so wurden so manche geleerte Flasche im Garten verbuddelt und regelmäßig von Regenwasser entleert.
Auch an tierischen Mithelfern fehlte es nicht: Die freilaufenden Augsburger Hühner des Tierparks pickten fleißig Schneckeneier und ‑larven aus den Beeten (mussten etwas später allerdings selbst daran gehindert werden, unser sorgsam ausgebrachtes Saatgut aufzufuttern …). Selbstlos dagegen die benachbarten Murnau-Werdenfelser, mit deren Mist wir unseren Kompost anreichern (O‑Ton Gartenteam: „Eine etwas stinkende, aber auch lustige Arbeit!“): Bokashi-unterstützt ergab der 2019er Kompost 2020 eine sehr feine, hochwertige Erde. Humusaufbau statt Bodendegradation!
Alles war zum Saisonstart bereit, die Gartenpforte für Zoobesucher*innen (2 Millionen jährlich) stand sozusagen schon offen – da kam Corona. Lockdown, Tierpark geschlossen. Und geschlossen blieb die Gartenpforte vorsichtshalber die gesamte Saison. Dafür gab es inspirierte Gespräche über den Gartenzaun hinweg, auf diese Weise immer mit der gebührenden Löwinnenlänge Abstand.
Trotz dieser Einschränkungen waren die Reaktionen der Besuchenden auf unser Bauerngartenprojekt wieder durchweg positiv. Die interessierten Zaungäste ließen sich das dieses Jahr weiter an Mikroklima und Standortbedingungen angepasste Konzept des Gartens erklären, die Prinzipien von Fruchtwechsel/Fruchtfolge, Schwach‑, Mittel‑, Starkzehrer-Kombinationen und warum diese nach den Erfahrungen von 2018/2019 nicht lupenrein durchgeführt wird, die Vorteile von Gründüngung.
Ansteckend die große Lernlust vom Kita- und Kindergarten- bis zum Schulkind. Viele bestaunten, wie ein Kohlrabi live aussieht und wächst, bestaunten die für Bienen und Hummel anbaute Katzenminze und Pfefferminze außerhalb von Teebeuteln! Der große Unbekannte bei den Erwachsenen: Mangold. Gemüse-Highlight auch dieses Jahr: die Tomaten. Und als Mitnehmsel sehr begehrt: die Samen von Blühpflanzen wie Mexikanischer Sonnenblume, Bechermalve und Stockrose.
Viele verbinden den Bauerngarten mit einer Erfahrung des Vergangenen: „Schau mal, wie bei Oma früher“. Ein guter Anknüpfungspunkt zu Aktualität und Brisanz der in unserem Garten verhandelten Thema: Schutz unserer Lebensgrundlagen, Bewahrung der Artenvielfalt (warum wimmelt es hier denn überall von Insekten?), alter Kulturpflanzen, samenfeste Sorten, Vorteile des ökologischen Anbaus (das geht ohne Pestizide und Kunstdünger?), enkeltaugliche Ernährung (regional, saisonal, fleischarm), Vermeidung von Abfall und Lebensmittelverschwendung (Kapuzinerkresseblüten und Kohlrabiblätter sind essbar?), Komplexität der biologischen Systeme, Respekt vor dem Wirken der Naturkräfte (abnehmende Wuchsstärke im Karotten-Spinat-Beet an der Nordseite entsprechend dem Lichteinfall trotz aller menschlicher Ausgleichsaktivität), Antworten auf die Klimakrise, Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft.
Alles mit allen Sinnen erfahrbar und anschaulich gemacht am „lebenden“ Objekt Bauerngarten:
Und so beschließe ich das Saisonende mit dem Fazit von 3 Bauerngarten-Zaungästen am regnerischen 17. Oktober 2020: „Schönes Projekt!“
Und einem ganz herzlichen Dankeschön an unser unermüdlich engagiertes Gartenteam: Caroline, Dominik, Herlinde, Inès, Maria und Ulrich Martin – und an Christine, ohne deren sommerlichen Gießeinsatz sich unsere Gartenoase in eine Wüstenlandschaft verwandelt hätte!
Inga
PS: Dass der Waldmeister den Schatten liebt und getrocknet so schön duftet – das weiß ich nun dank Herlinde! Und seither steht hier ein Schälchen mit seinen Blättern bereit, für eine Nase voll Wohlgeruch beim Vorübergehen …