
juergen@kartoffelkombinat-ev.de
Was hast du gemacht, als es das Kartoffelkombinat in deinem Leben noch nicht gab?
Das, was ich immer noch mache: Ich arbeite als Insolvenzverwalter. Aber nachdem ich für die Genossenschaft des Kartoffelkombinats die Gemeinwohlbilanz erstellt habe und den Bayerischen Gemeinwohlökonomie-Verein mitgegründet hatte, habe ich mich auch selbst mit meiner Kanzlei zertifizieren lassen und bin jetzt immerhin weltweit der erste und einzige gemeinwohlzertifizierte Insolvenzverwalter.
Warum engagierst du dich im Kartoffelkombinat – der Verein?
Generell muss ich sagen, dass das Kartoffelkombinat für mich schon als Motor für meine ganzen transformativen Tätigkeiten gewirkt hat und wirkt. Was ich davor alleine versucht habe, war zu wenig und oft auch frustrierend. Im Kartoffelkombinat habe ich so viele Leute kennen gelernt, die an der so dringend notwendigen gesellschaftlichen Transformation arbeiten und so viele schlaue Dinge sagen, schreiben und vor allen Dingen: tun!
Dort habe ich mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt und wollte immer noch mehr machen. Und viele der Tätigkeit der ganz aktiven Genossen wurden zu viel für die Genossenschaft und sind in einer gemeinnützigen Struktur gut aufgehoben. Schon aus diesem Grunde war es nur folgerichtig, den Verein zu gründen, der aber von Anfang an vor allem auch geplant war als Plattform, um die Ideen des Kartoffelkombinats auszuarbeiten, zu erweitern und zu vervielfältigen
Und was machst du so konkret?
Primär gehört zu meinem Aufgabenbereich das, was in der Regel am Unbeliebtesten ist. Die Verwaltung der Finanzen. Das muss ja auch einer machen und um das den Leuten schmackhaft zumachen, nennt man das Schatzmeister. Den Schatz suchen wir aber noch.
Und bis wir ihn gefunden haben, wollte ich dann noch etwas Erfüllenderes machen und bin daher bei uns für die Bündnisarbeit zuständig. Begonnen hat das mit Bündnissen gegen die Demokratiezersetzungsabkommen TTIP und CETA. Wir waren aber auch engagiert im überaus erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt. Auf kommunaler Ebene waren und sind wir engagiert in den Bündnissen Sauba sog I und beim Radentscheid.
Die bislang größte Baustelle, die mich auch noch eine Weile beschäftigen wird, war die Initiierung eines Ernährungsrats für München. Da ist ein großer Impuls von unserem Verein ausgegangen und ich bin auch dort im Vorstand und helfe mit, die Strukturen aufzubauen und inhaltlich Akzente zu setzen. Das ist fast ein zweiter Vollzeitjob.
Hast du Wunschprojekte für die Kartoffelkombinat-Zukunft?
Ja, ein ganzes Bündel. Nach dem ganzen Trubel der letzten Jahre mit dem Kauf eines eigenen Betriebs in der Genossenschaft, der Gründung des Ernährungsrats und vielen anderen zeitfressenden Dingen schaufeln wir uns gerade mehr und mehr Kapazitäten frei, um an der eigentlichen Idee zu arbeiten. Der Verbreitung der Idee solidarischen und genossenschaftlich organisierten Wirtschaftens und der Übertragung auf mögliche andere Felder, wie z. B. eine Bäckerei. Oder ganz klar: eine Brauerei;-)